Interview mit Aline Steiger, Geschäftsführerin der avidec AG
Aline Steiger ist seit Oktober 2021 Geschäftsführerin der avidec AG. Sie hat die Nachfolge ihres Vaters angetreten, der die Firma gegründet und aufgebaut hat. Wie es dazu gekommen ist und wie es ihr dabei gegangen ist erzählt sie nachfolgend.
Wie sah dein beruflicher Werdegang bis zur Position der Geschäftsführerin aus?
Mein Vater hat die avidec AG im Herbst 1997 gegründet. Kurz zuvor habe ich das Langzeitgymnasium begonnen, für meine Eltern sicher eine herausfordernde Zeit. Ich bin dadurch mit der Firma aufgewachsen und war auch früh ein Teil davon. Während meiner Schulzeit sowie während meines Studiums der Germanistik habe ich immer Teilzeit bei der avidec gearbeitet. Ich habe dort vor allem administrative Aufgaben erledigt und während längerer Abwesenheiten meiner Eltern die Buchhaltung geführt. Nach Abschluss meines Studiums war ich sechs Jahre bei der SBB in der internen Kommunikation tätig - eine spannende und lehrreiche Zeit. Ich habe gesehen, wie ein Grossunternehmen funktioniert und konnte meine erste Führungserfahrung sammeln. Im Sommer 2015 war ich für zwei Monate in Kanada unterwegs. Eine Auszeit, um mir auch Gedanken zu meiner beruflichen Zukunft zu machen. Bereits da haben mein Vater und ich uns Gedanken zu einer möglichen Nachfolge gemacht, wobei ich absolut nicht sicher war, ob ich diese Aufgabe und Verantwortung übernehmen will. Nach meiner Reise war mir klar, dass ich es versuchen will, ich musste ja noch keinen Vertrag auf Lebzeiten unterschreiben. Bereits im Februar 2016 habe ich dann als Leiterin Administration bei der avidec in einem Vollzeitpensum begonnen. Offiziell habe ich die Geschäftsführung im Oktober 2021 übernommen, nach der Pension meines Vaters.
Aline Steiger hat 2021 die Geschäftsführung der avidec AG übernommen.
Welche Veränderungen hast du seit deinem Einstieg bis zur Geschäftsführung 2021 umgesetzt?
Sollte ich die Firma als Geschäftsführerin übernehmen, musste ich einige Strukturen anpassen. Die Kompetenzen meines Vaters mussten wir auf verschiedene Personen aufteilen, weil ich über keine technische Grundbildung verfüge. So haben wir im Herbst 2016 eine Geschäftsleitung eingesetzt und die internen Prozesse und Kommunikationsabläufe angepasst. Es war für mich sehr wichtig, in der Geschäftsleitung Personen zu haben, die die avidec gut kennen und auf die ich mich verlassen kann. So haben wir Schritt für Schritt die Kommunikation, die Führung und die Prozesse angepasst und die Geschäftsleitung anfangs 2019 um zwei zusätzliche Personen erweitert. Ebenfalls haben wir begonnen, Lernende im Bereich Multimediaelektronik auszubilden, wobei bereits zwei Lernende ihre Lehre bei uns erfolgreich abgeschlossen haben. Die interne Kommunikation stärkten wir, indem wir eine Monatssitzung einführten, an der wir allen Mitarbeitenden alle wichtigen Informationen persönlich übermitteln, was uns ebenso Gelegenheit für einen direkten Austausch bietet. Zudem führen wir jährliche Teamanlässe durch, um das Miteinander zu stärken und treffen uns seit eh und je am Freitagabend zum Bier. Eine offene Kommunikation und ein persönlicher Austausch untereinander erachte ich als grundlegend für eine erfolgreiche Geschäftsführung.
Welche Herausforderungen musstest du seit der Übernahme der Geschäftsführung meistern?
Kurz nach der Übernahme der Geschäftsführung bin ich im Januar 2022 nach der Geburt des dritten Kindes zuerst in den Mutterschaftsurlaub: kein optimaler Start. Durch die neue Organisation und die klare Kompetenzordnung konnte das Team in meiner Auszeit die Projekte und Geschäfte nahtlos weiterführen. Und danach lief mehr oder weniger alles wie zuvor weiter. Als der Markt 2023 verrücktspielte, hat uns dies als Geschäftsleitung auf eine erste harte Probe gestellt. Erst da haben wir gespürt, wie wir die neuen Aufgaben erfüllen und umsetzen müssen und was das Verbesserungspotenzial ist. So haben wir die internen Prozesse weiter angepasst, gemeinsam die Finanzen besprochen und diese intern kommuniziert. Alle mussten sich zuerst an die veränderte Situation gewöhnen, hatte mein Vater die Firma vorher 24 Jahre allein geführt. Ich musste mich zurechtfinden und die neue Rolle als Geschäftsführerin ausfüllen und die Verantwortung leben. Gemeinsam haben wir diese Phase erfolgreich gemeistert. Heute bin ich dankbar, hat mir mein Vater die Gelegenheit dazu gegeben und haben mir die Mitarbeitenden dieses Vertrauen geschenkt. Ich liebe meine Arbeit und freue mich weiter mit meinem Team, die avidec weiterzubringen.